Ich liebe meine Heimat. Alte Häuser erzählen von vergangenen Jahrhunderten. Die Romantik und sinnliche Ruhe des Poisenwaldes. Die Beständigkeit des steinernen Tisches. Das förmliche Versinken in den Poisenteichen. Der stolze Blick von den Hängen über Wiesen ins Tal. Das Plätschern der Bächlein. All das möchte ich nicht missen. Wie eine Wurzel bin ich mit ihr verankert.
Inhaltsverzeichnis
Diese Website beinhaltet viele Bildergalerien von Niederhäslich und angrenzender Gebiete, dazu historische Stadtpläne und Stadtwappen von Freital. Zusätzlich gibt es einen umfangreichen Textteil: Die Chronik von Niederhäslich aus alten Büchern, eine Wanderung durch den Poisenwald und schließlich vier verschiedene Versionen der Windbergsage von Rotkopf-Görg und dem Zauberschloss im Windberg.
Ich wünsche viel Freude beim Stöbern.
ÜBER MICH
Schon seit vielen Jahren sammle
ich Postkarten und Fotos von Niederhäslich. 2013 suchte ich nach niederhaeslich.de und war erstaunt, dass diese Domain nicht vergeben war. Kurzentschlossen erwarb ich sie, sammelte weiter Belege meiner Heimat und plante deren Veröffentlichung. Im Winter 2020 begann ich das Projekt und kann es jetzt, 2021, zum 100-jährigen Stadtjubiläum von Freital präsentieren. Mich treibt die Begeisterung, kommerzielle Interessen verfolge ich damit nicht. Daher bitte ich darum, mir eventuelle Fehler oder falsche Darstellungen nachzusehen.
Ich bin für jeden sachdienlichen Hinweis dankbar. Sollte mich jemand unterstützen wollen oder kann historisches Material, z.B. Bilder von Niederhäslich, beitragen, dann nehmen Sie gern mit mir Kontakt auf. Aufwand in jeglicher Hinsicht wird von mir erstattet.
Sommerspaziergang durch Niederhäslich
Historischer Abriss 1364-1970
Niederhäslich ist nichts Besonderes. Trotzdem einmalig. Und genau das finde ich gut.
Vor 650 Jahren wird Niederhäslich erstmalig urkundlich erwähnt. Ein Bauerndorf in einem abgelegenen Tal. Der Plauensche Grund ist zu der Zeit in Richtung Dresden noch unpassierbar. Somit ist auch das heutige Freitaler Gebiet damals nur dünn bevölkert und von kleinen Ortschaften übersät.
Höchstwahrscheinlich waren damals im 14. Jahrhundert Ackerbau und Viehzucht die Lebensgrundlage der Bewohner von Niederhäslich. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Bevölkerung weniger als 50 Einwohner, was vermutlich bis 1800 auch so blieb. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung des Dorfes Niederhäslich dann auf 250 Einwohner an.
Erst um 1850 beginnt mit der Industrialisierung und dem Bergbau ein rasantes Wachstum des Ortes. Einen großen Schub brachte der Bau der Poisentalstraße 1875. Entlang der Straße entstanden zahlreiche Häuser und schließlich dehnte sich der Ort mit zunehmender Erschließung immer weiter rechts und links des Tales aus. Um 1900 entstand ein neues und prunkvolles Rathaus neben der 1876 erbauten Schule. Zusätzlich zur Landwirtschaft siedelten sich einige Betriebe an, was Gastronomie und Handel nach sich zog. Noch vor der Gründung von Freital wurde 1915 Niederhäslich nach Deuben eingemeindet, da die beiden Orte auf Grund ihrer Nähe förmlich miteinander verschmolzen waren. 1921 schloss sich Deuben mit Döhlen und Potschappel zur Stadt Freital zusammen. Freital wurde eine Industriestadt, vornehmlich von der Kohle- und Stahlindustrie geprägt. Das zog sich auch bis in den Ort Niederhäslich, wo zunehmend Industriearbeiter wohnhaft wurden. Von 1925 bis 1935 entstand die Neue Siedlung, bestehend aus Mehrfamilienhäusern in großen Blöcken und zahlreichen Häusern entlang der Poisentalstraße.
Nach dem 2. Weltkrieg, in den 50er Jahren, erweiterte sich die Neue Siedlung bis Mitte der 60er Jahre um viele Häuser und eine neue Schule. Damit war Niederhäslich weitgehend bebaut und erschlossen.
Persönliches Erleben 1970 bis heute
Womit fange ich da an? Vielleicht mit der Schule. Die heutige Grundschule Poisental und auch die heutige Waldblick Mittelschule hießen damals beide Ernst-Thälmann-Schule. Als ich eingeschult wurde, gab es im obersten Stockwerk der Poisentalschule noch Holzdielen und auch die alten Holzbänke mit den Vertiefungen für die Tinte waren noch da. Die Holzdielen waren geölt und hinterließen beim Fallen hässliche Spuren in der Kleidung. Ein Pfennig der herunterfiel, rollte in die Ritze der Holzdielen und war für immer verloren. Im Haus wohnte das Hausmeisterehepaar, was in den Pausen die Milch ausgab und vor dem wir Respekt hatten. Respekt hatten wir auch vor den Lehrern, die oft noch mit traditionellen Lehrmethoden unterrichteten. Es gab einen eigenen Speiseraum, der gut besucht war. In der Turnhalle nebenan stand ein altes Klavier, was wir vorm Sportunterricht rege nutzten. Nach der Schule trafen sich die meisten Schüler der Klassen zum Spielen und Herumstromern.. Das fand ausnahmslos im Freien statt und meistens mussten uns die Eltern gegen 18 Uhr suchen, wenn es Abendessen gab. Wir hatten viel Zeit und sind Roller, Dreirad, Liliput oder Fahrrad gefahren. Mit den Rollschuhen ging es das Gässchen vom Waldblick bis zur Poisentalschule hinunter, wo man mit ratternden Rädern gut Fahrt aufnahm. Überall gab es Bäume zum Klettern, was wir natürlich ausprobierten. Im Wald wurden Buden gebaut und Spiele gespielt. Die alten Scheunen des Bauerndorfs waren geheimnisvoll, wir haben sie erkundet, was nicht selten für Ärger sorgte. Im Sommer bauten wir Indianerzelte auf den Wiesen auf und haben stundenlang Fußball gespielt. Oft waren wir im Windbergbad und auch im Kleinaundorfer Bad. Wenn wir Hunger hatten, ging es zur Kirschallee. In herbstlichen Winden haben wir die Drachen steigen lassen. Gern haben wir auch Dämme gebaut und damit Bäche aufgestaut. Im Winter ging es mit dem Schlitten von der Liebesbank des Raschelbergs über den Hang der Kuhweide, vorbei am Kindergarten über die Straße das Gässchen vom Waldblick entlang bis zur Poistentalschule hinunter. Entsprechend lang war der Rückweg. Oder es wurde am Schulhang über dem Sportplatz gerodelt. Da wir damals lange und schneereiche Winter hatten, traf sich Jung und Alt am Skilift. Das war ein Gewusel. Wandertage hatten den steinernen Tisch, den Lerchenberg, die Poisenteiche oder den Windberg zum Ziel. Wir kannten jeden Wald, jeden Weg, jeden Baum und jeden Stein. Im alten Ortskern stand noch eine alte Wäschemangel, für mich als Kind eine imposante Erscheinung. Die Milch wurde noch in Kannen mit dem Pferdefuhrwerk von den Kuhweiden abgeholt.
Später ging es in die heutige Waldblick-Mittelschule, in deren Treppenaufgängen ein riesiges Gottfried-Bammes-Wandbild auch heute noch zu besichtigen ist. Wir sind alle zum Tanzkurs in der Tanzschule Richter gewesen, haben Tanzschritte und gutes Benehmen geübt.
In den letzten Jahren sind einige alte Häuser abgerissen worden, die man sich noch auf den alten Bildern anschauen kann. Nach der Wende wurde in Niederhäslich vieles Stück für Stück saniert, erneuert und verschönert. Die Häuser haben strahlende Fassaden und alles ist in schönes Grün eingebettet.
Aber grundlegend hat sich der Ort dadurch nicht verändert.
Nur die spielenden Kinder kann ich nicht mehr entdecken. Im Gasthof Poisental wird kein Bier mehr ausgeschenkt oder Skat gespielt. Die Disko am Samstag Abend findet dort schon lange nicht mehr statt. Die Straßen sind mit Autos zugestellt. Das Einkaufszentrum mit der Kaufhalle, dem Industriewarenladen, der Post und dem Fleischer existieren schon lange nicht mehr. Ein Generationswechsel vollzieht sich.
Vermutlich ist es genau das, was mich umtreibt. Ich möchte diese schönen Erinnerungen bewahren und teilen, gleichzeitig aber auch der nachfolgenden Generation zeigen. Hätte man doch damals Bilder gemacht...
Es war vieles nicht so perfekt wie heute und vermutlich braucht man das auch nicht. Ein sorgloses und angstfreies Miteinander ist viel wertvoller. Es war auch vieles nicht so durchreguliert und geordnet wie heute und vermutlich braucht man auch das nicht unbedingt. Dem Nachbarn wurde noch die Hand gereicht und nicht der Ellenbogen in die Rippen gestoßen.
Die Zeit wird schnelllebiger, viele jahrelang gewohnte Konstanten verschwinden. Mit digitalen Spielzeugen wird Zeit verschwendet, die man früher intensiv genutzt hat. Bewahren wir uns die Erinnerungen an die früheren Zeiten.
Grenzen der Stadtteile Niederhäslich und Schweinsdorf
auf der Gebietskarte von 1947